Sicherlich hast du auch schon von ihm gehört, deinem inneren Schweinehund. Er steht dir im Weg, wenn du Sport machen willst, dich gesünder ernähren möchtest, für eine Prüfung lernen oder endlich mit dem Rauchen aufhören willst. Viele Menschen haben das Gefühl, tagtäglich mit ihrem inneren Schweinehund zu kämpfen. Doch mit dieser Metapher vom inneren Schweinehund stehen wir uns oft selbst im Weg und fühlen uns noch schlechter als ohnehin schon. Im letzten Blogbeitrag habe ich dir bereits deinen inneren Elefanten und Reiter vorgestellt. Und in diesem zweiten Teil der Reihe möchte ich dir zeigen, warum die Metapher vom inneren Elefanten so viel hilfreicher ist, wenn du etwas in deinem Leben verändern möchtest und wie du mit dieser neuen Perspektive sogar deinen inneren Schweinehund zu deinem Verbündeten machen kannst.
In der Psychologie gibt es zwei populäre Metaphern, die das Verhalten und die inneren Konflikte von Menschen veranschaulichen: den inneren Schweinehund und den Elefanten und Reiter. Der innere Schweinehund steht für unsere inneren Widerstände, Faulheit und die Neigung, den einfachen und bequemen Weg zu wählen. In unserer Vorstellung sabotiert der innere Schweinehund unsere Bemühungen, positive Veränderungen vorzunehmen und hindert uns daran, schlechte oder ungesunde Verhaltensweisen abzulegen.
Auf der anderen Seite steht das Bild des inneren Elefanten und Reiters, das vom Psychologen Jonathan Haidt geprägt wurde. In dieser Metapher repräsentiert der Elefant unser Unterbewusstsein und unsere Intuition, während der Reiter unser Bewusstsein und unsere Vernunft darstellt. Der Elefant ist bestrebt, den angenehmen und sicheren Weg zu wählen, während der Reiter langfristig, logisch und rational entscheidet. Dies kann zu inneren Konflikten führen. Denn auch wenn der Reiter die Zügel in der Hand hält, ist der Elefant stärker und kann seine Ideen durchsetzen. Der Reiter muss also mit dem Elefanten zusammenarbeiten, um einen gemeinsamen Weg einzuschlagen.
Innerer Schweinehund vs. Elefant & Reiter
Die Metaphern vom inneren Schweinehund und vom inneren Elefanten stehen also für ähnliche Aspekte der menschlichen Psyche. Während wir in der Metapher vom inneren Schweinehund mit diesem kämpfen, ringen in der Metapher von Elefant und Reiter manchmal wir bzw. der Reiter mit dem Elefanten.
Gedankenexperiment
Stell dir vor, dein innerer Schweinehund hält dich wieder einmal davon ab, etwas zu tun, was dir wichtig ist oder was dir gut tun würde.
Was denkst du dann über dich?
Wie gehst du mit dir um?
Wie fühlst du dich?
Und wie ist deine Beziehung zu deinem inneren Schweinehund, also zu dir selbst?
Die meisten Menschen stehen mit ihrem inneren Schweinehund auf Kriegsfuß, weil sie ihn als ihren Feind empfinden. Doch wenn wir diesen Gedanken weiterdenken, erkennen wir, dass der innere Schweinehund ein Teil von uns ist, den wir ablehnen, schlecht reden und weg haben wollen. Und eine solche Vorstellung ist nicht hilfreich, um mit sich selbst im Reinen zu sein und Veränderungen umzusetzen.
Die Metapher des inneren Elefanten eröffnet uns eine erfrischende und nützliche Perspektive, die uns hilft, besser zu verstehen, warum wir manchmal gegen unsere eigenen Absichten handeln. Die Metapher vom Elefanten verdeutlicht, dass unsere Erfahrungen, Emotionen und unser Unterbewusstsein einen bedeutenden Einfluss auf unser Verhalten haben. Anstatt unser Handeln einfach als Faulheit oder Widerstand abzutun, macht sie deutlich, dass mehrere Faktoren unsere Entscheidungen und unser Verhalten beeinflussen. Während der innere Schweinehund oft als Störfaktor oder Hindernis angesehen wird, den man besiegen oder überwinden muss, stellt die Metapher vom inneren Elefanten die Zusammenarbeit und den gemeinsamen Weg in den Mittelpunkt und verändert damit die Interaktion von Macht & Ohnmacht zu einer gegenseitigen Beziehung. Der Elefant muss nicht beseitigt werden, so wie der innere Schweinehund, sondern man geht zusammen los.
Vielen Menschen hilft die Vorstellung vom inneren Elefanten auch, sich selbst mitfühlender und verständnisvoller zu begegnen. Wir müssen uns nicht mehr für unser vermeintliches Versagen verurteilen, weil wir es mal wieder nicht geschafft haben, unseren Schweinehund zu überwinden. Stattdessen können wir anerkennen, dass es manchmal schwierig ist, den Elefanten zu bewegen und in die richtige Richtung zu lenken und wir können hinterfragen, warum es nicht geklappt hat, den geplanten Weg einzuschlagen und daraus für die Zukunft lernen.
Unser Elefant ist ein Gewohnheitstier
Wenn wir verstehen, dass unser Elefant eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unseres Verhaltens spielt, können wir gezielt Strategien entwickeln, um ihn für unsere Ideen zu begeistern und ihn zum Verbündeten zu machen. Statt gegen unseren inneren Elefanten bzw. Schweinehund anzukämpfen, können wir mit ihnen gemeinsam positive Gewohnheiten aufbauen.
Ein wichtiger Aspekt beim Aufbau neuer Gewohnheiten ist es, die Gewohnheiten angenehm zu gestalten. Unser Elefant sucht Angenehmes und versucht Unangenehmes zu vermeiden. Wenn wir also unsere Sporteinheit so gestalten, dass wir Freude und Spaß dabei haben, wird unser Elefant langfristig gerne Sport machen. Wenn wir für eine Prüfung lernen wollen, können wir die Umgebung so angenehm wie möglich gestalten und bereits vorab eine Belohnung einplanen. Auch das Unterteilen in kleine Schritte ist hilfreich, um den Elefanten nicht mit Neuem zu überfordern und Widerstand aufzubauen, sondern ihm die Erfahrung zu ermöglichen, dass auch die neue Gewohnheit sicher und angenehm ist.
Unser Reiter braucht Klarheit
Für den Reiter ist es bei neuen Gewohnheiten hilfreich zu wissen, wozu diese langfristig beitragen und warum sie uns wichtig sind. Vorab darüber zu reflektieren, welche Werte durch die Gewohnheit erfüllt werden und warum diese Gewohnheit für uns und unser Leben bedeutsam ist, kann den Reiter motivieren. Auch ein gut durchdachtes Ziel, d.h. eine eindeutige Zielformulierung, eine klare Vorstellung vom Zielzustand, den Schritten zum Ziel und möglichen Hindernissen, zum Beispiel mithilfe der WOOP-Technik, hilft dem Reiter, den Elefanten gut zu lenken.
Für eine gelingende Zusammenarbeit von Elefant und Reiter sollte der Reiter in einer guten Verfassung sein. Wenn wir von einem anstrengenden Tag erschöpft sind, wird es unserem Reiter schwer fallen, den Elefanten zu einer neuen Gewohnheit zu bewegen. Unser Leben so zu gestalten, dass unser Reiter gut mit Energie versorgt ist, ist ein wichtiger Faktor dafür, dass wir weniger in schädliche Muster und ungesunde Gewohnheiten verfallen und mehr Energie dafür übrig haben, förderliche Muster und gesunde Gewohnheiten zu etablieren.
Wenn wir es geschafft haben, dass sich Elefant und Reiter auf ein Ziel committet haben und einen gemeinsamen Weg gehen, entsteht eine kraftvolle Synergie. Wir kommen schneller in einen Flow-Zustand, der unser Verhalten mühelos und leicht werden lässt. Wir sind motivierter und lassen uns weniger ablenken oder von Rückschlägen ermutigen. Wir fühlen uns selbstwirksam und sind zuversichtlicher, dass wir unser Ziel erreichen und Herausforderungen bewältigen können.
Positive Gewohnheiten für ein glückliches Leben
Der Prozess neue Gewohnheiten zu bilden, ist der schwierigste Part. Da heißt es dranbleiben und den Elefanten immer wieder motivieren. Doch ist eine Gewohnheit durch Training und Übung erst einmal etabliert und in das Repertoire des Elefanten übergegangen, werden die Hindernisse und Ablenkungen, die uns davon abbringen, immer seltener und weniger. Auch in Zeiten, in denen wir nicht mehr so viel Energie haben, schaffen wir es trotzdem zum Sport zu gehen oder uns für die gesunde Mahlzeit zu entscheiden. Der Vorteil, wenn eine Gewohnheit oder ein Muster etabliert ist, ist außerdem, dass diese automatisch aktiviert wird. Wenn wir beispielsweise mithilfe des Positiven Tagesrückblicks geübt haben, uns an positive Dinge zu erinnern, werden wir irgendwann ganz automatisch schöne und erfreuliche Kleinigkeiten im Alltag bemerken. Wenn wir mit dem Selbstmitgefühlsmantra geübt haben, selbstmitfühlend zu sein, werden wir das Mantra irgendwann nicht mehr brauchen, weil es für unseren Elefanten ganz selbstverständlich wird, selbstmitfühlend zu reagieren. Auf Dauer brauchen wir also viel weniger Energie und Bewusstheit für positive Gewohnheiten und Muster, die dazu beitragen, dass es uns gut geht und wir ein erfülltes Leben führen.
Gedankenexperiment
Welche kleine, neue Gewohnheit würde dein Leben langfristig zum Positiven verändern?
Elefant & Reiter im Einklang
Die Metapher des inneren Elefanten bietet eine hilfreiche Perspektive auf unser Verhalten, unsere inneren Konflikte und die Herausforderungen, denen wir bei der Veränderung unserer Gewohnheiten gegenüberstehen. Anstatt unseren inneren Schweinehund als Gegner zu betrachten, können wir uns mit unserem inneren Schweinehund bzw. Elefanten verbünden. Wenn es uns gelingt, unseren inneren Elefanten für neue Gewohnheiten zu begeistern und unseren Reiter davon zu überzeugen, wie wichtig diese Gewohnheiten für uns sind, dann haben wir ein Dreamteam, das sich für uns einsetzt. Unser Elefant ist ein Gewohnheitstier und das kann unser Leben zum Schlechten oder zum Guten beeinflussen. Doch er ist auch trainierbar und wir können unsere emotionalen Impulse und langfristigen Ziele in Einklang bringen. Es liegt an uns, unsere Muster und Gewohnheiten so zu gestalten, dass sie langfristig positive Veränderungen in unserem Leben bewirken.
Ich wünsche dir eine gute Beziehung zu deinem inneren Schweinehund!
Deine Alexandra
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