Positive Psychologie

für dein Aufblühen!

Was ist Positive Psychologie?

Positive Psychologie ist die Wissenschaft vom gelingenden Leben, die wissenschaftliche Forschung zu einem erfüllten Leben, Arbeiten & Lieben. Sie untersucht Bedingungen, Faktoren und Wechselwirkungen, die das Wohlbefinden, die optimale Entwicklung und das Aufblühen von Individuen, Beziehungen, Familien, Teams, Organisationen und ganzen Gesellschaften unterstützen. Sie ist eine Psychologie des Glücks auf persönlicher, beziehungsrelevanter, organisatorischer, gesellschaftlicher und globaler Ebene.

Als junger Zweig der Psychologie basieren die Erkenntnisse der Positiven Psychologie auf wissenschaftlicher Forschung. Seit mehreren Jahrzehnten beantworten Forscher Fragen wie:

  • Was ist Glück, wie kann man es messen und was macht glücklich?
  • Wie lässt sich Wohlbefinden und Wachstum unterstützen?
  • Was erhält die Gesundheit, psychisch und körperlich, von Menschen?
  • Wie kann man Potentialentfaltung fördern?
  • Was macht uns nachhaltig leistungsfähig?
  • Wie können Schwierigkeiten und Krisen erfolgreich bewältigt werden?
  • Was macht ein erfülltes Leben aus und was macht das Leben lebenswert?

Denn man weiß inzwischen, dass Gesundheit nicht durch die Abwesenheit von Krankheit entsteht. Genauso wenig, wie Glück und Wohlbefinden durch die Abwesenheit von Leid und psychischen Symptomen entstehen. Deshalb hat die Positive Psychologie den Fokus der Psychologie vom Heilen und Lindern psychischer Erkrankungen, auf die Förderung von Wohlbefinden und Wachstum erweitert. Dass wir die Volkskrankheit Nummer 1, Depressionen, heilen können, hat uns nicht glücklicher gemacht. Auch der steigende Wohlstand, die verbesserte Gesundheitsversorgung und mehr Sicherheit und Gerechtigkeit haben die Zufriedenheit nur geringfügig gesteigert. Und an dieser Stelle nimmt die Positive Psychologie eine entscheidende Rolle ein, indem sie uns fundierte Theorien, Modelle, Interventionen und Übungen zur Verfügung stellt, die in verschiedenen Kontexten Anwendung finden und zum Aufblühen beitragen.

Man kann die Positive Psychologie auch als Oberbegriff für viele verschiedene Themenbereiche sehen. Denn in der Tat gab es einige Themen, die die Positive Psychologie heute beinhaltet, auch schon vor der Positiven Psychologie, wie Achtsamkeit, Resilienz und einige andere. Was die Positive Psychologie jedoch so kraftvoll macht, ist ihre stärken-, werte- und sinnorientierte, zutiefst menschliche Haltung, die die Bereitschaft beinhaltet in jedem Stärken und etwas Gutes zu sehen, die darauf vertraut, dass Menschen nach Wachstum und Potentialentfaltung streben und im Wesen gut sind. Sie hat das Wohl aller Menschen im Sinne und macht die Welt ein bisschen besser.

Themen der Positiven Psychologie

Glück & Wohlbefinden
Positive Emotionen
Stärken
Werte
Sinn
Flow
Selbstbestimmung
Positive Kommunikation
Positive Beziehungen
Selbstmitgefühl
Resilienz
Posttraumatisches Wachstum
Positives Mindset
Positive Ziele
Achtsamkeit

Geschichte der Positiven Psychologie

Die Ursprünge der Positiven Psychologie reichen weit zurück, bis in die Antike. Schon Aristoteles wusste etwas zu Glück (Eudaimonia und Hedonismus) und den Tugenden der Menschen zu sagen. Doch erst 1954 wurde der Begriff Positive Psychologie geprägt. Vom humanistischen Psychologen Abraham Maslow, der vielen durch seine berühmte Bedürfnispyramide bekannt ist (die eigentlich gar keine Pyramide ist). Er widmete in seinem Buch Persönlichkeit & Motivation ein Kapitel der Positiven Psychologie. Es dauerte noch einige Jahre bis wirklich Bewegung in den Bereich der Positiven Psychologie kam, den Maslow erdacht hatte. Und den auch Carl Rogers, Vater des Humanismus, in seinem Konzept der fully functioning person aufgenommen und weitergedacht hatte. Rogers fully functioning person entspricht sehr dem Aufblühen, wie wir es in der Positiven Psychologie nennen. Und auch Viktor Frankl, ebenfalls ein Verfechter des Humanismus und eine inspirierende Persönlichkeit, bezog sich auf diesen Gedanken der Positiven Psychologie, als er von Höhen- statt Tiefenpsychologie sprach. Die Positive Psychologie ist also stark im Humanismus verwurzelt. Das zeigt sich auch in der Haltung, die der des Humanismus sehr ähnlich ist. Der Humanismus revolutionierte damals das Denken über Menschen in der Psychologie. Weg vom triebgesteuerten Menschen, der nur darauf aus ist, seine Bedürfnisse zu befriedigen, glaubte der Humanismus an das Gute im Menschen und sah Entwicklung und Potentialentfaltung als ein natürliches Bedürfnis an. Und genau diese Gedanken hat auch die Positive Psychologie verinnerlicht.

Das, was Frankl mit Tiefenpsychologie beschreibt, ist die Psychologie am Ende des 20. Jahrhunderts. Geprägt von den Kriegsjahren und vielen traumatisierten Menschen, konzentrierte sich die psychologische Forschung, genauso wie die Psychotherapie, damals darauf, Wege zu finden, psychische Symptome zu lindern und psychische Krankheiten und Traumata zu heilen – berechtigterweise. Doch was auch einige Jahre später immer noch keine Beachtung fand, war, dass das menschliche Erleben und Verhalten nicht nur schlechte Erfahrungen und Traumata beinhaltet, sondern auch schöne Momente, Glück und Wachstum. Dabei sollte die Psychologie das menschliche Erleben und Verhalten ganzheitlich untersuchen und erforschen.

1998 wurde der Stein der Positiven Psychologie endlich ins Rollen gebracht. In seiner Antrittsrede als Präsident der American Psychological Association (APA, amerikanische Psychologenvereinigung) forderte Martin Seligman ein Umdenken in der Psychologie.

„50 Jahre später möchte ich unser Gebiet der Psychologie daran erinnern, dass es abgelenkt wurde. Psychologie ist nicht nur das Studium von Schwäche und Schaden, sondern auch das Studium von Stärke und Tugend. Die Behandlung besteht nicht nur darin, das zu reparieren, was kaputt ist, sondern das Beste in uns zu fördern.“

Vor vielen gestandenen Psychologen und Psychotherapeuten setzte er sich dafür ein, dass die Psychologie wieder mehr die Themen Gesundheit, Wohlbefinden und Prävention in den Blick nahm, und nicht nur Krankheit und Therapie. Damit setzte Martin Seligman einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Positiven Psychologie. Er setzte sich dafür ein, dass in der Forschung das Potential von Menschen wieder zum Thema wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab es viel mehr Forschung zu Depression, als zu Glück (fast 20-mal so viel) und viel mehr Forschung zu negativen, also zu positiven Emotionen gab (ungefähr 14-mal so viel). Doch Seligman wusste aus eigener Erfahrung, dass das nicht ausreichend war und an vielen Stellen nicht weiterhalf. Als Psychologe, der jahrelang zu Depressionen und erlernter Hilflosigkeit forschte und mit depressiven Patienten arbeitete, hatte er beobachtet, dass das Therapieren von Depressionen nicht zu Glück und Zufriedenheit führte. Stattdessen saß dann oft ein leerer Patient vor ihm, die depressiven Symptome waren weg, aber an ihre Stelle war kein Wohlbefinden getreten. Diese Lücke füllt heutzutage die Positive Psychologie.

Die Wellen der Positiven Psychologie

Wellen der Positiven Psychologie

Inzwischen ist die Positive Psychologie gewachsen und hat sich weiterentwickelt. Die Anfänge, die erste Welle der Positiven Psychologie, die sich stark auf das Positive fokussierten und dabei ebenso wie die Psychologie ein Stück weit die Gesamtheit aus den Augen verloren, erntete zunehmend Kritik. Und es wurde immer deutlicher, dass Positives zu Negativem führen kann und umgekehrt. Unrealistischer Optimismus zieht riskantes Verhalten nach sich. Die Übertreibung einer Stärke führt zu negativen Konsequenzen. Gleichzeitig können Krisen dazu beitragen, dass Menschen wachsen, Misserfolge können wichtige Lernerfahrungen sein und negative Emotionen sind ein wichtiger Hinweis auf Bedürfnisse und Werte.

Die zweite Welle der Positiven Psychologie stellte eine Synthese von Positivem und Negativem dar. Positive Psychologie 2.0 integrierte Themen wie negative Emotionen und Krisenerfahrungen und holte die Positivität der Positiven Psychologie auf eine tiefere Ebene. Themen wie Sinn, Selbstmitgefühl, Resilienz und Posttraumatisches Wachstum bekamen mehr Raum und Beachtung. Es wurde anerkannt, dass das Leben positive und negative Aspekte beinhaltet und die Positive Psychologie um weitere Nuancen und Erkenntnisse bereichert. Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung spielte Paul Wong 2011 mit seinem Artikel, in dem er die Herausforderungen und Themen der Positiven Psychologie 2.0 darstellte. Die zweite Welle der Positiven Psychologie erfasste den Menschen und das Leben wieder mehr in seiner Gesamtheit. Denn zum einen ist Glück mehr als positive Emotionen, es umfasst auch das Erleben von Sinn oder den Einsatz von Tugenden. Zum anderen gehören Herausforderungen, Misserfolge und Krisen zum Leben dazu und wir wissen, dass diese die Persönlichkeit von Menschen prägen und tiefe Wachstumsprozesse anstoßen können. Auch Negatives, Schlimmes und Verletzendes kann langfristig zum Aufblühen beitragen und hat deshalb seinen Platz in der Positiven Psychologie.

Inzwischen sind wir mittendrin in der dritten Welle der Positiven Psychologie. Positive Psychologie 3.0 begegnet einer weiteren Kritik der Positiven Psychologie, der Kritik der Individualisierung. Als Zweig der Psychologie, legt auch die Positive Psychologie ihren Fokus auf das Individuum, im Gegensatz z.B. zur Soziologie. Ein Großteil der Forschung folgt der Frage, was einzelne Menschen glücklich macht und wie das Wohlbefinden von Individuen gefördert werden kann. Dabei bleiben Fragen nach dem Wohlbefinden von Gesellschaften und einer lebenswerten Welt ein Stück weit auf der Strecke, die in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung jedoch an Relevanz gewinnen. Auch wenn sich Themenbereiche wie Positive Business oder Positive Beziehungen der zwischenmenschlichen Kommunikation und dem Funktionieren von Partnerschaften, Teams oder Unternehmen widmen, fokussiert die Positive Psychologie auf das Glück des Einzelnen. Doch das Glück einer Gesellschaft ist mehr als die Summe des Glücks jedes Einzelnen. Und genau dieser Lücke widmet sich vermehrt die Positive Psychologie 3.0, indem sie über das Individuum hinaus schaut. Sie stellt Fragen wie: wie können Systeme funktionieren, was bringt Gesellschaften zum Aufblühen und wie kann die Positive Psychologie zu einer lebenswerten Welt beitragen. Gleichzeitig gewinnt die Positive Psychologie noch ein Stück mehr an Tiefe, indem sie existenzielle Fragen und die Endlichkeit des Lebens mehr in den Fokus rückt und der Komplexität des Lebens Beachtung schenkt. In der wissenschaftlichen Forschung ist eine Erweiterung des Anwendungsbereichs und der Methoden zu beobachten. Es wird anerkannt, dass jeder Mensch in ein System eingebettet ist und Veränderungen nicht einfachen Ursache-Wirkungs-Mechanismen unterliegen. Die Forschung weitet sich aus, von der westlichen Welt in andere Kulturen und Sprachräume. Neben quanitativen Methoden, oft mithilfe von Selbstbefragungen, finden immer mehr qualitative, implizite und computergestützte Methoden Anwendung.

Noch wissen wir nicht, welche Themen die nächsten Entwicklungsschritte der Positiven Psychologie prägen werden. In Anbetracht der wachsenden Reichweite und des zunehmenden Einflusses der Positiven Psychologie könnte die Positive Psychologie sich wieder in die Psychologie integrieren. Sodass sie kein für sich stehender Bereich mehr ist, sondern ein Teil der Psychologie, der gelehrt und angewendet wird und wieder alle Aspekte des Lebens und Mensch-Seins umfasst.

Anwendungsbereiche der Positiven Psychologie

Persönlichkeitsentwicklung
Coaching
Therapie
Training
Beratung
Führung
Organisationsentwicklung
Erziehung
Pädagogik
Bildung
Medizin
Sport
und laufend entwickeln sich neue

Kritik an der Positiven Psychologie

Oftmals wird die Positive Psychologie als Happyologie, Positives Denken oder Positive Ideologie abgetan, die Negatives ausblendet und Positives überbetont. Sicherlich hat sich die Positive Psychologie, besonders zu Beginn ihrer Geschichte, sehr, vielleicht zu sehr, auf das Positive konzentriert. Dies hat sich jedoch im Laufe der Entwicklung verändert. Inzwischen gehört zur Positiven Psychologie auch die Betrachtung negativer Emotionen und die Erforschung von Krisen und Schwierigkeiten. Gleichzeitig bleibt die Positive Psychologie sich auch hier treu. Sie verleugnet nicht, dass das Leben nicht nur aus Schönem und Positiven besteht, sondern schaut auch, inwiefern Menschen Krisen und Schicksalsschläge gut bewältigen oder sogar an ihnen wachsen können.

Was Positive Psychologie definitiv nicht ist, ist Happyologie oder Positives Denken. Es geht weder darum sich das Leben schönzureden, noch über alles hinwegzulächeln. Vielmehr geht es darum zu erkennen, was einem im Leben wirklich wichtig ist, was einen als Person ausmacht und wie man auch in schwierigen Momenten gut mit sich umgehen kann. Themen wie Grit oder Willenskraft, die in der Positiven Psychologie erforscht werden, haben nichts mit naivem Optimismus zu tun. Vielmehr wissen wir inzwischen, dass nur Positive Phantasien uns nicht ans Ziel bringen, sondern dass es dafür viel mehr bedarf als nur Positives Denken.

Was die Positive Psychologie von einem Großteil der Ratgeberliteratur unterscheidet, die Positives Denken, Optimismus und vieles, was an Positive Psychologie erinnern könnte, empfiehlt, ist ihre wissenschaftliche Basis. Auch wenn viele Theorien, Modelle oder Interventionen der Positiven Psychologie so aufbereitet sind, dass sie auch außerhalb von Kreisen wissenschaftlicher Psychologen verständlich sind, beruhen sie jedoch trotzdem auf fundierter Forschung und aussagekräftigen Studien. Was nicht heißt, dass alles bei jedem wirkt, denn auch Studien bilden nur den Durchschnitt ab. Aber die Wahrscheinlichkeit ist höher, als bei einem Ratgeber, der auf der Erfahrung eines einzelnen Menschen beruht.

Wenn Menschen den Begriff Positive Psychologie hören, fällt ihnen oftmals als Pendant der Begriff Negative Psychologie ein, berechtigterweise. Was die Positive Psychologie nicht möchte, ist die Psychologie als negativ abzuwerten. Sie versteht sich vielmehr als wichtige und sinnvolle Ergänzung. Sowohl die herkömmliche Psychologie, als auch die Positive Psychologie haben ihre Existenzberechtigung. Christopher Peterson, der eng mit den Anfängen der Positiven Psychologie verwoben ist, sprach von dem Wunsch, dass die Positive Psychologie irgendwann wieder ein vollintegrierter Teil der Psychologie werden solle, sodass es den Begriff Positive Psychologie gar nicht mehr geben müsse.