Was ist Glück?

von | 21.01.2021 | Glück

Glück – ein Begriff, den jeder kennt und der trotzdem schwer zu definieren ist. Jeder möchte glücklich sein und doch meinen Menschen ganz unterschiedliche Dinge, wenn sie von Glück reden. Dabei ist unser Leben und unser Handeln geprägt vom Streben nach Glück. Fast alles, was wir tun, kaufen, uns wünschen oder verändern, machen wir, um glücklicher zu sein. Glaubst du nicht?

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Gedankenexperiment

Wähle einen Wunsch oder ein Ziel aus, das dir wichtig ist. Frage dich, warum du dieses Ziel erreichen möchtest. Hinterfrage auch deine Antworten immer weiter mit warum, bis du irgendwann an einen Punkt kommst, an dem es nicht weitergeht.

Beispiel: Ich möchte eine Weltreise machen. Warum?
Weil ich die Welt sehen möchte. Warum?
Um schöne Orte zu sehen und Menschen kennenzulernen. Warum?
Weil ich Spaß haben und Neues erleben möchte. Warum?
Weil es mich glücklich macht.

Wo endest du, wenn du deine Wünsche und Ziele hinterfragst?

Vielleicht ist dir durch dieses kleine Gedankenexperiment bewusst geworden, was das eigentliche Ziel, hinter den meisten deiner Wünsche, Ziele und Handlungen ist. Ein guter Grund sich einmal genauer damit zu befassen, was Glück eigentlich ist. Und ich kann dir jetzt schon verraten, es gibt keine einfache, allgemeingültige Antwort.

Definition von Glück

Glück wird mit vielen anderen Begriffen umschrieben, wie Wohlbefinden, Zufriedenheit oder Lebensqualität und selbst in der Psychologie gibt es nicht immer klare Unterscheidungen und die Begriffe werden teilweise synonym verwendet. Bleiben wir also erstmal beim Begriff Glück.

Aristoteles beschreibt Glück als das höchste Gut und Ziel des menschlichen Lebens und er geht davon aus, dass man glücklich ist, wenn man macht, was dem eigenen Charakter und der individuellen Lebensaufgabe entspricht. Diese Definition ist sehr abstrakt, dafür aber allgemeingültig. Denn was jeden einzelnen Menschen glücklich macht, kann sehr unterschiedlich sein. Aristipp, ein griechischer Hedonist, sah in Glück die Maximierung von Lust und Vergnügen. Womit wir bei einem uralten Gegensatz des Glücksbegriffs angekommen sind: dem Glück der angenehmen Gefühle und Vermeidung von Unlust und Schmerz und dem Glück, das mit Tugenden, Zielen und persönlicher Erfüllung im Zusammenhang steht.

Das angenehme Leben und das erfüllte Leben

Betrachten wir den Glücksbegriff im Englischen, wird die Unterscheidung klarer. Dort unterscheidet man zwischen luck, dem Zufallsglück, pleasure, das Glück der Glücksmomente und happiness, die Zufriedenheit mit dem Leben. Das Zufallsglück untersucht die Positive Psychologie nicht weiter, da man davon ausgeht, dass Zufall nicht beeinflusst werden kann. Viel interessanter ist es deshalb pleasure und happiness zu untersuchen, denn diese beiden Formen des Glücks kann man beeinflussen.

Wohlfühlglück

Pleasure lässt sich im deutschen mit dem angenehmen Leben oder Wohlfühlglück übersetzen. Ein angenehmes Leben umfasst schöne Momente, angenehme Gefühle und Genuss, bei gleichzeitiger Vermeidung von Unlust und Schmerz. Es ist das, was wir Hedonismus oder hedonisches Glück nennen und wovon auch Aristipp sprach. Wohlfühlglück erleben wir z.B. bei einem leckeren Essen, in der Sauna, bei einem lustigen Abend mit Freunden, einer schönen Massage, beim Shoppen oder im Urlaub. Es wird als wohltuend erlebt und ist oftmals abhängig von außeren Umständen. Der Fokus liegt dabei auf dem Ergebnis und dem Erleben und weniger auf dem eigentlichen Inhalt oder Prozess.

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Gedankenexperiment

Stell dir vor, es gibt eine Maschine, die dich glücklich machen könnte. Wenn du dich an diese Maschine anschließen lässt, bist du dauerhaft glücklich und empfindest positive Gefühle. Die Gefühle wären echt und du bräuchtest nichts dafür zu tun, außer dich lebenslang an die Maschine anschließen zu lassen.

Würdest du dich darauf einlassen?

Werteglück

Dieses Gedankenexperiment ist vom Philosophen Robert Nozick. Und man weiß inzwischen, dass nicht jeder sich an die Maschine anschließen lassen würde. Denn positive Gefühle, ohne etwas dafür getan zu haben, erscheinen vielen auf Dauer sinnlos und leer. Deshalb ist im Leben auch das Pendant des Wohlfühlglücks wichtig: happiness, sinngemäß übersetzt mit, das erfüllte Leben oder Werteglück. Ein erfülltes Leben ist geprägt vom Verwirklichen bedeutender Ziele, dem Streben nach wichtigen Werten und dem Erleben von Sinn. Oft werden hierfür die eigenen Stärken eingesetzt und man verwirklicht sein Selbst, davon sprach schon Aristoteles unter dem Begriff eudaimonisches Glück oder Eudaimonia. Werteglück löst in uns oft ebenso angenehme Gefühle aus, wie Wohlfühlglück. Doch ein erfülltes Leben zu führen, kann auch manchmal heißen, dass wir auf Angenehmes verzichten müssen oder unangenehmen Gefühlen ausgesetzt sind. Denn wenn man wertvolle Ziele verfolgt, kann dies einhergehen mit Verzicht, mit äußeren Umständen, die nicht gemütlich sind und mit Zweifeln, Belastung und Sorgen. Man kann auf Widerstände oder Herausforderungen stoßen, die es zu überwinden gilt. Eudaimonisches Glück ist sehr individuell, da es von den persönlichen Werten und Sinnquellen abhängt. Menschen erleben beispielsweise eudaimonisches Glück, wenn sie generative Ziele verfolgen, für den Umwelt- oder Naturschutz kämpfen, Hilfe leisten, etwas weitergeben können, ihre Kinder großziehen, einer sinnerfüllten Arbeit nachgehen und vieles mehr. Hierbei wird Glück bereits während des Prozesses erlebt und nicht erst, wenn man am Ziel angekommen ist. Diese Art von Glück hat mit dem Inhalt unseres Lebens zu tun und ist weniger abhängig von äußeren Umständen und Erlebnissen.

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Reflexion

Nimm dir ein paar Minuten Zeit für eine Reflexion. Vielleicht magst du dir auch Notizen machen:

Wann in deinem Leben erlebst du Wohlfühlglück?
Und wann in deinem Leben erlebst du Werteglück?

Welche Unterschiede fallen dir auf, wenn du beides vergleichst?
Wie ist das Verhältnis von Wohlfühl- und Werteglück in deinem Leben?
Wovon hättest du gerne mehr und wovon weniger?
Wie könntest du mehr Wohlfühlglück in dein Leben bringen?
Wie könntest du mehr Werteglück erleben?

Welche kleine Sache möchtest du in deinem Leben verändern, für mehr Gleichgewicht?

Worüber schon die Philosophen diskutierten, ist heutzutage immernoch Thema. Macht ein angenehmes Leben, voller positiver Gefühle und Glücksmomente, glücklicher, als ein erfülltes Leben, bei dem wir unsere Ziele verwirklichen, unsere Werte leben und Sinn erleben? Oder andersherum?

Zwei Facetten eines glücklichen Lebens

Tatsächlich unterscheidet sich das Glückserleben des angenehmen Lebens vom Glück des erfüllten Lebens. Wohlfühlglück ist vergänglicher, oberflächlicher und kommt meist von außen. Werteglück ist langfristiger, tiefer und kommt mehr von innen. Trotzdem kann man nicht sagen, dass eins besser oder wichtiger als das andere ist. Ein glückliches Leben braucht beide Anteile in einem gesunden Gleichgewicht. Ein Leben, das nur aus Wohlfühlmomenten besteht, kann schnell zu Sinnlosigkeit und einem Gefühl von Leere führen. Ein Leben, das ausschließlich auf Werteglück ausgerichtet ist, kann sich irgendwann anstrengend, mühsam und schwer anfühlen.

Wenn du dir jetzt die Frage stellst, ob du glücklich bist, kann das sehr wertvoll sein. Doch ich möchte dich anregen, dir noch eine andere Frage zu stellen: Wie kann ich glücklicher werden? Es gibt kein Maximum oder einen Fixpunkt des Glücks, den wir anstreben können. Glücklich zu sein, ist kein Ziel, das man erreicht hat oder nicht. Glück ist ein Prozess, eine Reise zu sich selbst und die bewusste Gestaltung seines Lebens. Und auch zu einem glücklichen Leben gehören Hochs und Tiefs. Denn Glück ist keine flüchtige Emotion, sondern eine tiefe Form der Zufriedenheit. Wir können auch glücklich sein, wenn gerade ein Moment der Trauer, des Ärgers oder der Verzweiflung ist. Wichtig ist nur, dass wir uns Möglichkeiten schaffen, Wohlfühlglück und Werteglück zu erleben und damit unser grundlegendes Glücksgefühl und unsere Zufriedenheit mit dem Leben stärken. Und genau dafür hat die Positive Psychologie eine Vielzahl kraftvoller Übungen entwickelt – für dein Aufblühen!

Ich wünsche dir ein Leben voll Wohlfühl- und Werteglück!
Deine Alexandra

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Übungen passend zum Thema

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1 Kommentar

  1. liebe Alexandra, deine Zeilen haben mich sehr berührt, sie kommen von tief innen und gehen in die Tiefe. Pleasure und Happiness ins persönliche Gleichgewicht zu bringen, ‚passiv und aktiv‘ zu beobachten und Schmerz und Mitgefühl zu erleben und wertzuschätzen sind meine Pfeiler nach einem tiefen Einbruch in meinem Leben.
    Danke für deine klaren Worte und Gedankenexperimente

    Antworten

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Alexandra Loeffner - Positive Psychologie

Hallo, ich bin Alexandra!

Meine Vision ist eine Welt, in der jeder ein glückliches und erfülltes Leben führt. Meine Mission ist es die Positive Psychologie mit der Welt zu teilen, denn ich habe erlebt, welchen Unterschied es macht. Ich möchte dich inspirieren und begleiten - hin zu einem Leben voller Freude & Sinn. Deshalb schreibe, sammele und teile ich auf dieser Seite Inhalte rund um ein glückliches Leben. Für dein Aufblühen!

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