Geld in Glück verwandeln

von | 29.10.2021 | Glück

Mehr Geld macht nicht automatisch glücklicher. Denn wir gewöhnen uns sehr schnell an mehr Geld und materiellen Besitz. Deshalb widmen wir uns in diesem Blogartikel der Frage, wie Geld glücklich machen kann. Und du wirst die fünf Geheimnisse kennenlernen, wie Geld dein Wohlbefinden verbessern kann. Denn es gibt Möglichkeiten sein Geld so auszugeben, dass es glücklich macht.

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Gedankenexperiment

Mal angenommen, jemand würde dir 50.000 € schenken – mit der Aufgabe das Geld so auszugeben, dass es dich so glücklich wie möglich macht.

Wie und wofür würdest du es ausgeben?

In diesem Blogartikel erfährst du mehr über die verschiedenen Möglichkeiten aus deinem Geld Glück zu machen. Denn oftmals schätzen wir Menschen völlig falsch ein, was uns wirklich glücklich machen würde. Die fünf Geheimnisse, wie man Geld in Glück verwandeln kann, sind:

    1. In Erlebnisse investieren
      Erlebnisse machen glücklicher, als Materielles.
    2. Sich etwas Besonderes gönnen
      Je seltener und je weniger verfügbar, desto größer der Genuss.
    3. Zeit kaufen
      Zeitwohlstand verbessert das Wohlbefinden.
    4. Sofort bezahlen, später genießen
      Vorfreude macht Freude und bewahrt vor Enttäuschungen.
    5. In Menschen investieren
      Geld für andere auszugeben, macht zufriedener, als Geld für sich auszugeben.

In Erlebnisse investieren

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Gedankenexperiment

Denke einmal an einen Gegenstand, den du dir gekauft hast und bei dem du davon ausgegangen bist, dass er dich glücklicher machen würde. Vielleicht ein technisches Gerät, Schmuck, Kleidung oder Möbel. Was löst die Erinnerung in dir aus? Welchen Einfluss hat dieser Gegenstand auf deine Zufriedenheit?

Dann erinnere dich einmal an ein Erlebnis, in das du investiert hast. Vielleicht eine Reise, ein Konzert, ein Ausflug. Was löst diese Erinnerung in dir aus? Welchen Einfluss hatte sie auf deine Zufriedenheit?

Welche dieser Erinnerungen hat dich glücklicher gemacht?

Viele Menschen sind der Meinung mehr Geld, ein teureres Auto, ein eigenes Haus oder andere materielle Dinge würden sie glücklich machen. Doch das ist ein Trugschluss. Die psychologische Forschung hat inzwischen bewiesen, dass Materielles nicht so glücklich macht, wie Erlebnisse. Befragt man Eigenheimbesitzer im Vergleich zu Mietern sind die Eigentümer nicht glücklicher als die Mieter1. Tatsächlich gibt es sogar Hinweise darauf, dass Eigenheimbesitzer weniger ihrer Zeit für angenehme Aktivitäten nutzen. Und auch Menschen, die in ein schöneres Zuhause umzogen, waren nach dem Umzug nicht zufriedener mit ihrem Leben, sondern lediglich zufriedener mit ihrer Wohnsituation2. Und dieser Zusammenhang gilt nicht nur im Bereich Wohnen, er zieht sich wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche. Schaut man sich an, wofür Menschen ihr Geld ausgeben, zeigt sich, dass diejenigen glücklicher sind, die mehr Geld für ihre Freizeit ausgaben, als für Anschaffungen3. Teilweise kann dieser Effekt dadurch erklärt werden, dass Erlebnisse die soziale Verbundenheit verbessern. Und dass unsere Beziehungen einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben, wurde inzwischen vielfach belegt. Selbst bei kleinen Investitionen zeigen Erlebniskäufe Vorteile in der Zufriedenheit, gegenüber materiellen Käufen4. Das zeigten Forscher in einem kleinen Experiment. Alle Teilnehmer bekamen 3 Dollar und konnten diese entweder für ein Erlebnis oder einen Gegenstand ausgeben. Die Teilnehmer, die in ein Erlebnis investierten wie z.B. ein Video zu schauen, ein Spiel zu spielen oder einen Song zu hören, waren hinterher glücklicher, als die Teilnehmer, die in einen Gegenstand investierten, wie z.B. Stifte, ein Schlüsselbund oder ein Kartenspiel. Aber Achtung, dieser Zusammenhang gilt vor allem, wenn die Erlebnisse auch eine schöne Erfahrung sind. Ein missglückter Urlaub oder ein schreckliches Dinner tragen nicht zu mehr Zufriedenheit bei als Käufe, sondern können sogar zu deutlich weniger Zufriedenheit führen – müssen aber nicht.

In einem ungewöhlichen Experiment5 machten Forscher eine entgegengesetzte Beobachtung. Vor, während und nach einem 3-wöchigen Fahrradtrip durch Kalifornien befragten sie 40 teilnehmende Studenten regelmäßig nach ihren Erfahrungen. Was auf den ersten Blick nach einem tollen Ausflug klingt, entpuppte sich als eher enttäuschende Angelegenheit. Während der drei Wochen regnete es viel und das Fahrradfahren war anstrengend. 61% der Teilnehmer gaben während dem Trip an enttäuscht zu sein. Nach dem Trip waren es jedoch nur noch 11% der Studenten, die enttäuscht waren. Die Einschätzung der Fahrradtour hatte sich im Anschluss also drastisch ins positive verändert. Ein Teilnehmer meinte, dass sein Jammern im Nachhinein betrachtet ziemlich doof war, da er während der Tage ein paar gute Freunde kennengelernt hatte. Der anschließende Blick durch die rosarote Brille zeigte sich jedoch nicht nur bei den Radlern, sondern auch bei Teilnehmern einer 2-wöchigen Europareise sowie Studenten nach ihren Thanksgiving-Ferien. Menschen haben an Erlebnisse also oft eine positivere Erinnerung, als ihre tatsächlichen Erfahrungen waren. Das erklärt vielleicht auch, weshalb Käufe eher bedauert werden, als Erlebnisse6. Bei materiellen Käufen bedauerten die meisten Befragten, dass sie etwas gekauft hatten. Bei Erlebnissen hingegen, war der Effekt genau andersherum. Hier bedauerten die meisten Befragten es nur, wenn sie eine Chance auf ein Erlebnis nicht wahrgenommen hatten. Doch auch in diesem Fall macht die Perspektive einen Unterschied. Kauft man beispielsweise ein Buch, das im Regal gut aussieht, wird man den Kauf eher bedauern, als wenn man das Buch kauft, um darin zu lesen und etwas zu lernen. Denn damit wird aus der Ware ein Erlebnis. Unsere geistige Einstellung hat also einen großen Anteil daran, wie zufrieden wir mit unseren Käufen sind.

Anhand vieler Beispiele sollte nun deutlich geworden sein, dass Erlebnisse unsere langfristige Zufriedenheit meist positiver beeinflussen, als materielle Käufe. Bleibt noch die Frage offen, wie man aus einem Erlebnis eine bleibende Erinnerung macht. Wir wissen schon, wie wichtig soziale Beziehungen für uns sind. Und genau das kann man auch bei der Wahl seiner Erlebnisse berücksichtigen. Erlebnisse, die einen mit Menschen in Verbindung bringen und den sozialen Zusammenhalt stärken, sind eine gute Wahl. Ebenso Erlebnisse, nach denen man eine unvergessliche Geschichte erzählen kann und die in uns auch später immer wieder Begeisterung wecken und die wir gedanklich genießen können. Nützlich ist es außerdem, wenn das Erlebnis möglichst einmalig ist und nicht so einfach mit etwas anderem verglichen werden kann. Dann tappt man nicht in die Falle durch Aufwärtsvergleiche die Freude am Erlebnis zu schmälern. Und zu guter Letzt bewirken besonders Erlebnisse etwas, die im Einklang mit unserer Identität, unserer Vision, unseren Werten und Stärken stehen. Natürlich können auch materielle Dinge einem kurzfristig Freude bescheren. Doch wir gewöhnen uns auch schnell an materielle Dinge und die Freude verblasst mit der Zeit immer mehr. Erlebnisse hingegen zahlen auch auf die langfristige Zufriedenheit ein und sind eine Investition für die Zukunft.

Sich etwas Besonderes gönnen

Menschen gewöhnen sich nicht nur schnell an materielle Dinge, sondern auch an alles mögliche andere. Das ist nicht grundsätzlich schlecht. Wenn man sich beispielsweise an einen unangenehmen Geruch gewöhnt und ihn bald nicht mehr wahrnimmt, kann das sehr vorteilhaft sein. Doch dass wir uns auch an alle anderen Dinge gewöhnen, die wir regelmäßig zur Verfügung haben, ist bei weitem nicht so positiv. Das erste Stück Schokolade schmeckt noch richtig gut und man genießt den Geschmack und das Gefühl der langsam schmelzenden Köstlichkeit auf der Zunge. Aber spätestens nach der Hälfte der Tafel löst die Schokolade nicht mehr so intensive, positive Emotionen in uns aus. Und sogar eine Woche später erscheint uns ein zweites Stück Schokolade nicht mehr so lecker7. Je öfter wir mit etwas in Berührung kommen, desto uninteressanter wird es. Und dieser Zusammenhang scheint sogar schon zu gelten, wenn uns etwas einfach nur die meiste Zeit zur Verfügung steht, ohne dass wir es wirklich nutzen. Wohlhabende Menschen können den kleinen Freuden des Alltags weniger abgewinnen8. Das erklärt auch, wieso mehr Geld nicht zwangsläufig zu mehr Glück führt. Geld ermöglicht den Zugang zu vielen schönen und angenehmen Dingen. Doch das Wissen darum, welche Möglichkeiten jederzeit zur Verfügung stehen, minimiert die Genussfähigkeit alltäglicher Erfahrungen. Dinge mit hoher Verfügbarkeit werden uninteressanter. Die Einwohner von London haben durchschnittlich viel weniger Sehenswürdigkeiten besucht, als Touristen9 – weil Erlebnisse, die jederzeit erreichbar wären, ihren Reiz verlieren. Wird die Verfügbarkeit jedoch begrenzt, z.B. weil man bald wegzieht oder etwas geschlossen wird, steigt das Interesse und die Wahrscheinlichkeit eines Besuchs.

Diese Effekte der Verfügbarkeit und Häufigkeit, die unseren Genuss schmälern, hängen damit zusammen, dass wir Menschen relativ denken und empfinden und nicht absolut. Tauchen wir unsere Hand im Winter in lauwarmes Wasser, kommt es uns wahrscheinlich schon fast heiß vor. Tauchen wir sie hingegen im Hochsommer in dasselbe Wasser, empfinden wir es eher als erfrischend. Dabei hat das Wasser immer dieselbe Temperatur. Anders als ein Thermometer, das immer die gleiche Temperatur des Wassers anzeigt, egal ob es vorher im Eisfach oder in der Sonne lag, reagieren wir Menschen auf Veränderungen. Wenn wir also materielle Dinge oder Erlebnisse mehr genießen wollen, müssen wir die Effekte der Verfügbarkeit und Häufigkeit umkehren – so wird daraus das Gesetz der Verknappung. Schokolade schmeckt am besten, wenn man vorher ein paar Tage Schokoladenpause gemacht hat, Serien machen am meisten Spaß, wenn man nicht eine ganze Staffel an einem Tag schaut und der neue Sportwagen fährt sich am besten, wenn man ihn nur zu besonderen Anlässen aus der Garage holt. Je seltener und weniger verfügbar etwas ist, desto mehr können wir es genießen.

Zeit kaufen

Im Alltag opfern Menschen oft ihre Zeit, um etwas Geld zu sparen. Statt ein paar hundert Euro in einen Staubsaugroboter zu investieren, nehmen sie den Staubsauger selbst in die Hand. Statt eine etwas teurere Direktverbindung zu buchen, verbringen sie lieber Zeit im Bummelzug und beim Umsteigen. Statt ein paar Euro mehr für eine neue Anschaffung auszugeben, recherchieren sie stundenlang im Internet, wo man den günstigsten Preis bekommt. Das soll keine Einladung sein in Zukunft nicht mehr auf Preise zu schauen oder mit Geld hauszuhalten. Doch sich immer und in jeder Situation gegen mehr Zeit und für weniger Geld zu entscheiden, ist keine Strategie, die glücklich macht. Genauso wenig wie sich für mehr Geld und weniger Zeit zu entscheiden. Auf den ersten Blick scheint eine Gehaltserhöhung verlockend, doch wenn wir dafür mehr arbeiten müssen, kann sich der Effekt schnell umkehren. Statt seinen Wohlstand zu maximieren, sollte man seinen Zeitwohlstand verbessern. Denn das Gefühl ausreichend Zeit zu haben und nicht unter Zeitdruck zu stehen, steht im direkten Zusammenhang mit Wohlbefinden10.

Interessanterweise wird Zeit als immer knapper empfunden, je „wertvoller“ sie ist11. Das gilt im übrigen nicht nur für Zeit, sondern auch für materielle Dinge. Das Einkommen und auch das Vermögen beeinflussen dadurch den wahrgenommenen Zeitdruck. Je mehr man verdient, desto eher hat man das Gefühl zu wenig Zeit zu haben. Insbesondere wenn man Zeit nur noch als Möglichkeit ansieht, Geld zu verdienen, fühlt man sich gestresster und hat weniger Freude an alltäglichen Genüssen. Und man ist weniger bereit sich für Aktivitäten Zeit zu nehmen, die emotional lohnend sind, aber nicht finanziell. Anstatt Zeit nur noch als Chance Geld zu verdienen wahrzunehmen, sollten wir schön verbrachte Zeit wieder mehr als Investition in unsere Zufriedenheit ansehen. Und gleichzeitig Zeitfresser wie Fernsehen oder digitale Medien, die uns nicht glücklicher machen, durch Aktivitäten ersetzen, die uns mehr Freude bereiten12. Mehr auf unsere Zeit zu achten, anstatt nur auf unser Vermögen, wird uns langfristig glücklicher machen.

Sofort bezahlen, später genießen

In unserer beschleunigten, digitalen Gesellschaft ist immer mehr sofort verfügbar oder nur einen Klick entfernt. Amazon liefert teilweise noch am selben Tag, bei der Pizzabestellung können wir inzwischen online verfolgen, wo der Lieferfahrer sich gerade befindet und Streamingdienste bringen uns jeden gewünschten Film innerhalb von Sekunden auf den Bildschirm. Wir sind es immer mehr gewohnt, alles was wir uns wünschen nahezu sofort zu bekommen. Dabei kann es durchaus positive Effekte haben, wenn wir auf etwas warten müssen. Beispielsweise sind Urlauber vor ihrer Reise glücklicher, als danach13. Die Vorfreude auf Weihnachten und Silvester ist bei vielen Menschen größer, als die Freude, die man anschließend empfindet, wenn man sich erinnert. Menschen erleben also mehr positive Emotionen, wenn sie an Ereignisse in der Zukunft denken, als wenn sie an vergangene Ereignisse zurück denken14. Wenn wir vor Ereignissen mehr Zeit haben die Vorfreude auszukosten, haben wir doppelt so viel davon. Dann können wir uns nicht nur am Ereignis erfreuen, sondern auch an der Vorfreude. So schlecht ist die Strategie also gar nicht, seinen Sommerurlaub schon ein Jahr im Voraus zu buchen. Das gibt uns genügend Zeit uns auszumalen, wie schön es sein wird, uns Fotos vom Urlaubsort im Internet anzuschauen oder Berichte von anderen Urlaubern zu lesen und so unsere Fantasien anzureichern. Auch bei Produkten, wie z.B. leckerem Essen sorgt das Herauszögern des Konsums dafür, dass die Leckerei mehr genossen wird15.

Der zweite Vorteil, der sich aus einem späteren Konsum ergibt, ist der, dass wir eventuelle Enttäuschungen vorab abpuffern können. Nicht jeder Urlaub wird zu dem Traumurlaub, den man sich vorgestellt hat. Vielleicht ist es in unserem Hotelzimmer laut und dreckig, vielleicht regnet es unentwegt oder das Essen ist ungenießbar. Doch wenn man vorher genüngend Zeit hatte, um angenehme Erwarten aufzubauen, ist man in der Lage über solche Diskrepanzen eher hinwegzusehen. Sagt man Leuten, dass eine Cartoon-Serie besonders lustig sei, lachen sie mehr darüber16. Stellt man einen Politiker als sehr geschickt dar, wird er nach einer Debatte besser beurteilt17. Lässt man Versuchspersonen vor einem Videospiel etwas Zeit sich auszumalen, wie viel Spaß ihnen das Spiel machen wird, haben sie anschließend tatsächlich mehr Spaß daran18.

Bis hierher haben wir beleuchtet, warum es sinnvoll ist den Genuss in die Zukunft zu verschieben. Doch warum sollte man sofort bezahlen? Warum nicht den Urlaub bezahlen, wenn man losfliegt oder vielleicht sogar erst, wenn man bereits wieder zuhause ist? Auch wenn viele Menschen der Meinung sind, dass es doch viel schöner wäre, erst später bezahlen zu müssen, ist das keine Strategie, die unserem Wohlbefinden gut tut. Und auch unserem Gelbeutel meistens nicht. Vielleicht kennst du den „Schmerz des Bezahlens“. Das ist nicht nur eine Redewendung, es gibt ihn tatsächlich. Forscher haben gerausgefunden, dass der Gedanke daran, Geld ausgegeben zu haben, körperlichen Schmerz verstärkt19. Tatsächlich werden bei hohen Summen oder zu teuren Preisen sogar im Gehirn die Regionen aktiviert, die im Zusammenhang mit Schmerzwahrnehmung stehen. Grundsätzlich hilft es also schon, wenn wir Konsum und Bezahlung voneinander trennen, weil wir diesen dann mehr genießen können. Stell dir vor, du musst jedes Essen und jedes Getränk in deinem Urlaubshotel bezahlen, nachdem du es konsumiert hast. Und nun stell dir vor, du hast einen All-Inclusive-Urlaub gebucht, den du schon vor Monaten bezahlt hast und nun kannst du dich nach Herzenslust am Büffet und der Bar bedienen. Da fühlt sich der All-Inclusive-Urlaub doch fast an wie umsonst. Diesen Effekt nutzen Unternehmen beispielsweise auch bei Jahresabonnements. Spätestens ein paar Monate nach Jahresbeginn kommt bei den Nutzern schnell das Gefühl auf den Service ganz umsonst nutzen zu können – denn die Bezahlung liegt schon in der Vergangenheit. Wenn du die Wahl hast, wickle die Bezahlung also so früh wie möglich ab und konzentriere dich dann ganz auf deine Vorfreude.

In Menschen investieren

Bisher haben wir hauptsächlich darüber gesprochen, wie man sein Geld in materielle Dinge oder Erlebnisse investieren kann, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Dabei gibt es noch eine andere, zufriedenheitsstiftende Investitionsmöglichkeit – Menschen. Anderen etwas Gutes zu tun, ist selten das erste, was uns in den Sinn kommt, wenn wir ans Geld ausgeben denken. Dabei erzeugt es gleich doppelte Zufriedenheit.

Menschen, die man bittet 5 Euro für andere auszugeben, sind glücklicher als diejenigen, die das Geld für sich ausgeben20. Selbst bei 20 oder 100 Euro zeigt sich derselbe Effekt. Geld für andere auszugeben, macht glücklicher, als Geld für sich auszugeben. Fur diesen Zusammenhang gibt es inzwischen vielfache Beweise aus der Forschung.

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Gedankenexperiment

Überschlage einmal grob, wie viel Euro du monatlich ausgibst, um:

  1. laufende Kosten wie Miete, Rechnungen, Essen etc. zu bezahlen
  2. dir etwas zu kaufen oder etwas Gutes zu tun
  3. anderen etwas zu kaufen oder etwas Gutes zu tun
  4. für einen guten Zweck zu spenden.

Wenn du nun die Ausgaben für 1 und 2 addierst (persönliche Ausgaben), sowie die Ausgaben für 3 und 4 (soziale Ausgaben), in welchem Verhältnis stehen diese?

Wenn du wesentlich höhere persönliche Ausgaben hast, als soziale, liegst du damit vollkommen im Durchschnitt. Eine Umfrage20 ergab, dass das Verhältnis durchschnittlich bei über 10:1 liegt. Obwohl uns Schenken und Geben glücklicher macht, geben wir trotzdem den Großteil des eigenen Vermögens für uns selber aus. In einer weltweiten Befragung waren die Menschen mit ihrem Leben zufriedener, die im Monat zuvor etwas gespendet hatten21. Menschen auf der ganzen Welt, unabhängig von Kultur, egal ob arm oder reich, ziehen einen emotionalen Nutzen daraus, wenn sie ihr Geld einsetzen, um anderen zu helfen. Selbst bei zweijährigen Kindern zeigt sich dieser Zusammenhang bereits22. In diesem Fall investierten sie natürlich nicht ihr Geld, sondern verschenkten kostbare Süßigkeiten. Und nicht nur auf emotionaler Ebene tut Geben uns gut. Schenken und Geben steht auch im Zusammenhang mit einer besseren Gesundheit23 und gibt Menschen das Gefühl wohlhabender zu sein, obwohl sie gerade etwas ausgegeben hatten24.

Selbst beim Geben und Spenden macht es einen Unterschied, wie wir es machen. Können wir uns frei entscheiden, ob und was wir spenden, hat das einen positiveren Effekt, als wenn wir gedrängt werden oder keine Wahl haben, wofür wir spenden. Haben wir außerdem das Gefühl mit unserer Spende etwas zu bewirken und eine emotionale Verbindung zu dem Beschenkten, macht es uns gleich viel mehr Freude. Anonyme Spenden an große Wohltätigkeitsorganisationen lösen in uns oft nicht so positive Emotionen aus, weil wir keinen persönlichen Kontakt zu demjenigen haben, dem wir etwas Gutes tun und keine konkrete Vorstellung davon, was unser Geld bewirkt. Doch schon Fotos, Texte und Beschreibungen der Projekte und Menschen, bei denen das Geld ankommt, können das verändern. Vielleicht ist sogar ein Austausch zwischen Spender und den Beschenkten möglich. Und im besten Fall kann man das Geschenk sogar gemeinsam genießen und die Beziehung verbessern. Wenn du also das nächste Mal jemandem einen Kaffee spendierst oder einen Kurztrip zum Geburtstag schenkst, genieße das Geschenk doch mit ihm zusammen. Denn das macht am glücklichsten25.

Zufriedenheit statt Geld

Das waren die fünf Geheimnisse, wie man sein Geld einsetzen kann, um glücklicher zu werden. Auch wenn jedes Geheimnis für sich steht, hängen sie doch miteinander zusammen. Wann immer du Geld für deine Zufriedenheit investieren möchtest, versuche so viele der Geheimnisse wie möglich zu berücksichtigen.

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Reflexion

  1. Wie kannst du mehr in Erlebnisse statt in Dinge investieren?
  2. Wie kannst du dir in Zukunft regelmäßig etwas Besonderes gönnen?
  3. Wie kannst du deinen Zeitwohlstand maximieren, anstatt dein Vermögen?
  4. Wie kannst du zukünftige Investitionen schon vorher genießen?
  5. Wie kannst du anderen etwas Gutes tun, anstatt nur dir selbst?

Viel Forschung dreht sich darum, wie viel Geld glücklich macht. Doch mindestens genauso wichtig ist es, zu betrachten, wie und für was Geld ausgegeben wird. Ich möchte dich anregen, weniger darüber nachzudenken, wie du aus deinem Geld mehr Geld machen kannst, sondern wie du daraus mehr Zufriedenheit machen kannst.

Ich wünsche dir mehr Zufriedenheitswohlstand!
Deine Alexandra

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Quellen

  1. Bucchianeri, G. W. (2009). The American Dream Or the American Delusion?: The Private and External Benefits of Homeownership. Wharton School, University of Pennsylvania.
  2. Nakazato, N., Schimmack, U., & Oishi, S. (2011). Effect of changes in living conditions on well-being: A prospective top–down bottom–up model. Social indicators research, 100(1), 115-135.
  3. DeLeire, T., & Kalil, A. (2010). Does consumption buy happiness? Evidence from the United States. International Review of Economics, 57(2), 163-176.
  4. Nicolao, L., Irwin, J. R., & Goodman, J. K. (2009). Happiness for sale: Do experiential purchases make consumers happier than material purchases?. Journal of consumer research, 36(2), 188-198.
  5. Mitchell, T. R., Thompson, L., Peterson, E., & Cronk, R. (1997). Temporal adjustments in the evaluation of events: The “rosy view”. Journal of experimental social psychology, 33(4), 421-448.
  6. Rosenzweig, E., & Gilovich, T. (2012). Buyer’s remorse or missed opportunity? Differential regrets for material and experiential purchases. Journal of personality and social psychology, 102(2), 215.
  7. Quoidbach, J., & Dunn, E. W. (2013). Give it up: A strategy for combating hedonic adaptation. Social Psychological and Personality Science, 4(5), 563-568
  8. Quoidbach, J., Dunn, E. W., Petrides, K. V., & Mikolajczak, M. (2010). Money giveth, money taketh away: The dual effect of wealth on happiness. Psychological science, 21(6), 759-763.
  9. Shu, S. B., & Gneezy, A. (2010). Procrastination of enjoyable experiences. Journal of Marketing Research, 47(5), 933-944.
  10. Kasser, T., & Sheldon, K. M. (2009). Time affluence as a path toward personal happiness and ethical business practice: Empirical evidence from four studies. Journal of Business Ethics, 84(2), 243-255.
  11. DeVoe, S. E., & Pfeffer, J. (2011). Time is tight: how higher economic value of time increases feelings of time pressure. Journal of Applied Psychology, 96(4), 665.
  12. Krueger, A. B. (2007). Are we having more fun yet? Categorizing and evaluating changes in time allocation. Brookings Papers on Economic Activity, 2007(2), 193-215.
  13. Nawijn, J., Marchand, M. A., Veenhoven, R., & Vingerhoets, A. J. (2010). Vacationers happier, but most not happier after a holiday. Applied Research in Quality of Life, 5(1), 35-47.
  14. Caruso, E. M., Gilbert, D. T., & Wilson, T. D. (2008). A wrinkle in time: Asymmetric valuation of past and future events. Psychological Science, 19(8), 796-801.
  15. Nowlis, S. M., Mandel, N., & McCabe, D. B. (2004). The effect of a delay between choice and consumption on consumption enjoyment. Journal of Consumer Research, 31(3), 502-510.
  16. Wilson, T. D., Lisle, D. J., Kraft, D., & Wetzel, C. G. (1989). Preferences as expectation-driven inferences: effects of affective expectations on affective experience. Journal of personality and social psychology, 56(4), 519.
  17. Norton, M. I., & Goethals, G. R. (2004). Spin (and pitch) doctors: Campaign strategies in televised political debates. Political Behavior, 26(3), 227-248.
  18. Chun, H. E. (2009). Savoring future experiences: Antecedents and effects on evaluations of consumption experiences. University of Southern California.
  19. Zhou, X., Vohs, K. D., & Baumeister, R. F. (2009). The symbolic power of money: Reminders of money alter social distress and physical pain. Psychological Science, 20(6), 700-706.
  20. Dunn, E. W., Aknin, L. B., & Norton, M. I. (2008). Spending money on others promotes happiness. Science, 319(5870), 1687-1688.
  21. Aknin, L. B., Barrington-Leigh, C. P., Dunn, E. W., Helliwell, J. F., Burns, J., Biswas-Diener, R., … & Norton, M. I. (2013). Prosocial spending and well-being: cross-cultural evidence for a psychological universal. Journal of personality and social psychology, 104(4), 635.
  22. Aknin, L. B., Hamlin, J. K., & Dunn, E. W. (2012). Giving leads to happiness in young children. PLoS one, 7(6), e39211.
  23. Brown, W. M., Consedine, N. S., & Magai, C. (2005). Altruism relates to health in an ethnically diverse sample of older adults. The Journals of Gerontology Series B: Psychological Sciences and Social Sciences, 60(3), P143-P152.
  24. Chance, Z., & Norton, M. I. (2013). I give, therefore I have: Giving and subjective wealth.
  25. Aknin, L. B., Dunn, E. W., Sandstrom, G. M., & Norton, M. I. (2013). Does social connection turn good deeds into good feelings?: On the value of putting the ‘social’in prosocial spending. International Journal of Happiness and Development, 1(2), 155-171.

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2 Kommentare

  1. Das ist mit Abstand einer der besten Artikel, die ich in letzter Zeit gelesen habe!
    Ganz klasse geschrieben. Und er hat mir vielfach die Augen geöffnet. Vielen Dank dafür.
    Ich habe mir auch deine Geschichte durchgelesen. Wir sind uns sehr ähnlich. Mich interessieren die Themen, über die du hier schreibst, auch sehr. Mir fehlt Moment etwas der Sinn und die Erfüllung in meinem Leben, deshalb bin ich hier gelandet. Ich fühle mich so verstanden!
    Mich beschäftigt zur Zeit meine Jobsituation, die mich sehr unglücklich macht. Ich hinterfrage vieles. Und stelle mir viele Warum- und Sinnfragen.

    Vielleicht finde ich hier noch ein paar gute Anregungen.

    Antworten
    • Liebe Julia,
      vielen Dank für deine netten Worte! Ich hoffe, dass du deinen Weg findest. Ich weiß, dass es nicht immer leicht ist, aber der Prozess sich mit sich und seinem Leben auseinanderzusetzen, lohnt sich wirklich.
      Falls du gerne über etwas bestimmtes lesen und mehr erfahren würdest, schreib mir gerne. Ich bin immer offen für Anregungen und nehme gerne die Ideen auf, die meine Leser beschäftigen.
      Liebe Grüße
      Alexandra

      Antworten

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Alexandra Loeffner - Positive Psychologie

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