Die dritte Welle der Positiven Psychologie beschreibt eine Weiterentwicklung der Positiven Psychologie. Sie wurde 2021 von Tim Lomas und Kollegen mit dem Artikel „Third wave positive psychology: broadening towards complexity“ eingeläutet und lässt sich mit dem Kernthema Komplexität beschreiben. Positive Psychologie 3.0 begegnet der Kritik der Individualisierung. Während die Positive Psychologie bisher hauptsächlich das Wohlbefinden einzelner Individuen untersuchte, konzentriert sich die dritte Welle der Positiven Psychologie vermehrt auf eine gesellschaftliche und kollektive Sichtweise, die den Einfluss von soziokulturellen Faktoren auf das Wohlbefinden des Einzelnen aber auch das kollektive Wohlbefinden von Gesellschaften und die Idee einer lebenswerten Welt in den Mittelpunkt stellt. Die Komplexität der realen Welt wird vermehrt berücksichtigt und die Vielschichtigkeit und Einzigartigkeit jedes Individuums und Lebensweges anerkannt. In der Forschung werden verschiedene Kontexte, Systeme, Kulturen und Sprachen einbezogen und das menschliche Erleben differenzierter betrachtet. Außerdem umfasst die dritte Welle auch eine Methodenerweiterung, d.h. die Ergänzung quantitativer und experimenteller Ansätze um qualitative, implizite und computergestützte Methoden. Die dritte Welle der Positiven Psychologie bezieht also Wissen und Forschungsmethoden aus einer Vielzahl von Bereichen ein, um Gruppen, Organisationen, Kulturen und Systeme, in die Menschen und ihr Wohlbefinden eingebettet sind, genauer zu untersuchen.