Intellektuelle Bescheidenheit (intellectual humility) bezieht sich auf eine Haltung oder Einstellung, bei der eine Person trotz ihres Wissens, ihrer Fähigkeiten und ihres intellektuellen Hintergrunds, die Grenzen ihrer eigenen Überzeugungen und ihres Wissens erkennt. Intellektuelle Bescheidenheit unterscheidet sich von allgemeiner Bescheidenheit. Während es bei der allgemeinen Bescheidenheit darum geht, wie Menschen über ihre Schwächen und Stärken in verschiedenen Bereichen denken, geht es bei der intellektuellen Bescheidenheit vor allem darum, die eigene Unwissenheit und intellektuelle Fehlbarkeit anzuerkennen.
Eine intellektuell bescheidene Person weiß, dass es immer mehr zu lernen gibt, und ist bereit, zuzugeben, wenn sie falsch liegt oder nicht alle Antworten kennt. Sie ist offen für Kritik, in der Lage, von anderen zu lernen, und respektiert die Meinungen und Ideen anderer, selbst wenn diese von den eigenen abweichen. Dabei sollte ein Gleichgewicht zwischen Selbstvertrauen und Offenheit für neue Informationen gefunden werden, da auch intellektuelle Bescheidenheit ins Gegenteil umschlagen kann.
Auf gesellschaftlicher Ebene kann intellektuelle Bescheidenheit den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, indem sie die Gruppenpolarisierung verringert und harmonische Beziehungen zwischen und innerhalb von Gruppen stärkt. Auf der individuellen Ebene kann intellektuelle Bescheidenheit wichtige Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Entscheidungsfindung und das akademische Lernen haben.