Achtsamkeit beschreibt eine Haltung und Aufmerksamkeitsfokussierung auf den gegenwärtigen Moment, die nicht bewertend ist. Achtsamkeit beinhaltet die gerichtete Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt und die Annahme dessen, was gerade da ist, freundlich und ohne zu werten. Eine achtsame Haltung hilft dabei Gedanken und Gefühle in sich wahrzunehmen, ohne sich zu stark mit ihnen zu identifizieren. Man ist sich darüber bewusst, dass alle vergänglich und eine momentane Reaktion ist, die wieder vorübergeht. Achtsamkeit unterscheidet sich vom Alltagsmodus dadurch, dass nicht mehr automatisiert auf Reize reagiert wird, sondern bewusst entschieden werden kann, auf welche Reize man in welcher Form reagieren möchte. Durch das Training von Achtsamkeit wird die Spanne zwischen Reiz und Reaktion verlängert.
Seine Wurzeln hat Achtsamkeit im Buddhismus, der ca. 400 v.Chr. zur Zeit Buddhas entstand. Ursprünglich nur im Osten verbreitet, verbreitete sich der Buddhismus zunehmend auch in der westlichen Welt. Viele Jahre später wurde die Achtsamkeit aus der religiösen Praktik des Buddhismus säkularisiert und unter anderem durch Jon Kabat-Zinn in den klinischen Kontext gebracht. Dieser entwickelte eine Achtsamkeitspraxis, die unter dem Namen Mindfulness Based Sress Reduction (MBSR) bzw. als Therapieform als Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT) bekannt wurde. In diesem Kontext begannen auch vielfältige Untersuchungen der Auswirkungen von Achtsamkeit, sodass man heutzutage auf eine Vielzahl wissenschaftlich evaluierter Studien zurückgreifen kann, die die Wirksamkeit von Achtsamkeit bestätigen. Mit der Zeit wurde MBSR und MBCT aus dem medizinischen Bereich dekontextualisiert und zu einer gesellschaftlichen Bewegung, Haltung und Bewusstseinskultur. Die Bedeutung von Achtsamkeit wird verstärkt durch die Beschleunigung, das Überangebot und die Funktionalisierung, die unsere Gesellschaft immer stärker prägen.
Studien haben gezeigt, dass Achtsamkeit vielfältige positive Auswirkungen hat, unter anderem:
- Linderung chronische Schmerzen,
- Verbesserung von Hauterkrankungen,
- Linderung von Depressionen,
- Reduzierung von Angststörungen,
- positive Auswirkungen auf die Gehirnstruktur,
- Stärkung des Immunsystems,
- Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne & Verbesserung der Konzentrationsfähigkeiten,
- Vorbeugung des kognitiven Abbaus im Alter,
- Regeneration nach Stresserleben,
- Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens,
- emotionale Klarheit,
- Wahrnehmung und Erfüllung der eigenen Grundbedürfnisse,
- Ausrichtung nach intrinsischen Werten und
- selbstbestimmte Zielsetzung.
In der Achtsamkeitspraxis unterscheidet man zwischen formellen Achtsamkeitsübungen und informellen Achtsamkeitsübungen. Bekannte formelle Achtsamkeitsübungen sind z.B. der Bodyscan, Atemmeditationen und Gehmeditationen. Informelle Achtsamkeitsübungen werden direkt in den Alltag eingebunden, in dem man alltägliche Tätigkeiten mit einer achtsamen Haltung durchführt, z.B. achtsames Essen, Bügeln, Zähneputzen, Warten etc.